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Die Wegbereiter

Die Geschichte von Semperit ist auch eine Geschichte von Persönlichkeiten, die das Unternehmen bis heute prägen. Sie verhalfen wie der Erfinder-Unternehmer Johann Nepomuk Reithoffer innovativen Ideen zum Durchbruch, schufen als Industriemanager die Basis für den heutigen Global Player und sicherten als Sanierungsmanager den Fortbestand des Unternehmens. Ein Resümee in vier Akten.

Die Gründergeneration: Johann Nepomuk Reithoffer & Söhne

Er war einer der herausragendsten Unternehmerpersönlichkeiten Österreichs des frühen 19. Jahrhunderts. Reithoffer erlernte das Schneiderhandwerk und begab sich in jungen Jahren als Handwerksbursche auf Reisen, lebte sogar zehn Jahrein Paris. Zurück in Österreich machte er sich mit Konfektionswaren selbstständig. Als Tüftler und Erfinder arbeitete er auch daran, Bekleidung wasserfest zumachen, zunächst durch Imprägnierung. So kam Reithoffer später auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Kautschuk. Es entstand in Wien der erste Gummiwaren betrieb am europäischen Kontinent. Reithoffer erzeugte bald in industriellem Maßstab Hosenträger, Gummischuhe und ähnliche Produkte. Er gründete die Fabrik in Wimpassing und expandierte kräftig. Reithoffer war bis ins hohe Alter bestimmende Kraft im Unternehmen, seine Söhne übernahmen später die Führung. Als Reithoffer 1872 mit 77 Jahren verstarb, produzierten in den Fabriken der Unternehmensgruppe rund 8.000 Mitarbeiter Gummiwaren für ganz Europa.

Johann Nepomuk Reithoffer


Der Industrie- und Finanzhai: Camillo Castiglioni

Camillo Castiglioni war eine schillernde Persönlichkeit der österreichischen Wirtschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der gebürtige Triestiner begann seine Karriere im Jahr 1900 in der österreichischen Kautschukindustrie. Von der Leitung der Exportabteilung der Continental in Wien stieg er mit 25 Jahren 1904 zum kaufmännischen Direktor auf. Continental fusionierte später mit den Semperit-Gummiwerken. Als Flieger und Automobilfan der ersten Stunde wurde Castiglioni im ersten Weltkrieg mit seinen Industriekontakten und Beteiligungen zu einem zentralen Lieferanten der k.u.k. Armee. Er machte damit ein Vermögen. Seine Depositenbank wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum bestimmenden Aktionär der zersplitterten österreichischen Kautschukwirtschaft. Castiglionis umstrittene, aber auch von industriellen Visionen geprägten Aktivitäten in den 1920er-Jahren führten zur Fusion all dieser Unternehmen zu einem Konzern. Letztlich formte Castiglioni mit der Semperit AG den damals größten Kautschukkonzern Europas. Castiglioni war bedeutender Kunstmäzen und führte ein exzessives Luxusleben. Er verstrickte sich immer wieder in politische Affären und abenteuerliche Finanzspekulationen. Castiglioni starb de facto mittellos 1957 in Rom.  

Tragischer Wanderer zwischen den Welten: Franz Josef Messner

Der weltgewandte Tiroler brachte es als junger Zucker- und Kaffee-Exportkaufmann in Brasilien zu beachtlichem Wohlstand. In den 1930er-Jahren machte sich Messne rin Österreich als Berater von Industrieunternehmen einen Namen. Zu Semperit kam er als „Sanierer“ im Auftrag des Mehrheitsaktionärs Creditanstalt. Denn die Weltwirtschaftskrise hatte auf den Geschäftserfolg des Unternehmens arg durchgeschlagen. Messner straffte das Produktionsprogramm, verbesserte die Kostenstruktur und wurde 1937 mit nur 41 Jahren Semperit-Generaldirektor. Sein Herz gehörte ganz der Semperit. Messner initiierte ein für die damalige Zeit überdurchschnittliches Sozialprogramm für die Belegschaft und wurde für seinen kooperativen Führungsstil geschätzt. Nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich bemühte er sich, den Einfluss des NS-Regimes auf das Unternehmen zu minimieren. Einen Auftrag zur Beschaffung von Naturkautschuk in Brasilien nutzte Messner 1939 zur Rückkehr nach Brasilien, reiste nach sechs Monaten aber auf abenteuerliche Weise nach Europa zurück. Innerlich war er stets ein Gegner des NS-Regimes. Neben seiner Funktion als Generaldirektor wurde Messner einer der führenden Köpfe einer geheimen Widerstandszelle. Als führender Industriemanager konnte er die USA ab 1942 mit kriegsentscheidenden Informationen versorgen. Die Gruppe wurde verraten, Messner und seine Mitstreiter zum Tode verurteilt. Er wurde 1945 im KZ Mauthausen hingerichtet, nur wenige Tage vor der Befreiung durch die Alliierten.

Der erfolgreiche Kostenmanager: Rainer Zellner

Die strukturellen Weichen für das Überleben der schwer krisengeschüttelten Semperit wurden in den 1980er-Jahren unter der Führung von Franz Josef Leibenfrost gestellt: Der Verkauf der Reifensparte an die Continental AG sowie der Aufbaueines Handschuh-Joint Ventures in Thailand. Bereits 1983 kam der erfahrene Bank-BeteiligungsmanagerRainer Zellner in den Semperit-Vorstand. Er war der logische Nachfolger, als Leibenfrost 1989 Semperit verließ. Zellner galt als penibler Zahlenmensch, der Semperit einen Wachstumskurs bei rigidem Kostenmanagement verpasste. Konsequente Material- und Personalkosteneinsparungen, Produktbereinigungen, Abbau überkommener Hierarchien und die Einführung von Profitcenters waren an der Tagesordnung. Er besetzte die operativen Führungspositionen mit einer jungen, dynamischen Mannschaft, die unerbittlich seiner Unternehmensphilosophie folgten. Zellner kümmerte sich auch höchstpersönlich um viele Details und wurde zum Vorbild für eine ganze Managergeneration. Der Erfolg war durchschlagend. Rainer Zellner konnte als „Mister Semperit“ Jahr für Jahr bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden auf verbesserte Ergebnisse in ununterbrochenerReihenfolge verweisen. Dies ermöglichte Semperit, nach harten Restrukturierungsjahren wieder auf Wachstumskurs einzuschwenken. Nach seinem Ausscheiden bei Semperit war Zellner noch viele Jahre für österreichische Unternehmen vor allem als Aufsichtsrat tätig.

Rainer Zellner

Die Fabrik von Johann Nepomuk Reithoffer in Wimpassing im Jahr 1852
Camillo Castiglioni
Die Fabrik von Johann Nepomuk Reithoffer in Wimpassing im Jahr 1852
Franz Josef Messner

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